Liberale sehen in der Kirche das „letzte reaktionäre Bollwerk“, das es zu zerstören gilt. Private Moral ist gefragt statt Glaube und Tradition.
Der Liberalismus existiert als Geistesströmung seit dem 17. Jahrhundert: Toleranz und Gewissensfreiheit statt Bindung an GOTT, die Lehre der Kirche und den Papst. Volksherrschaft mit gewähltem Parlament statt Königtum mit Erstgeburtsrecht und GOTTES-Gnadentum fordern Bürger und Staats-Philosophen. Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz statt Hierarchie und Standesprivilegien. Die USA geben mit ihrer demokratischen Verfassung von 1788 das Aufbruchssignal. Europa zieht mit der Französischen Revolution 1789 nach.
Deutschland ringt mit dem Zeitgeist
Im protestantisch dominierten Königreich Preußen kommt damals die Frage der „Kindererziehung in Misch-Ehen“ auf den Tisch. König und Ständeparlament entscheiden im Sinne des Modernismus für die Gewissensfreiheit: Ein protestantisch-katholisches Ehepaar soll selbst entscheiden, nach welchem Glauben ihr Kind erzogen wird.
Dagegen stehen zwei deutsche Bischöfe 1837 auf: Der Kölner Erzbischof Droste zu Vischering und der Erzbischof von Posen-Gnesen, Martin von Dunin. Beide werden dafür ins Gefängnis geworfen: Der eine in die Festung Minden gesperrt, der andere in Koblenz in Schutzhaft genommen. Dramatisch spitzt sich der Kirchenkampf dann 1871 zu, als Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck 1871 Deutschlands Reichskanzler wird. Gerade hat der Protestant Bismarck die beiden katholischen Großmächte Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) in zwei Kriegen besiegt, als sich auch die Kirche neu formiert: Der Syllabus Errorum (1864) von Papst Pius IX. listet die Täuschungen des Liberalismus auf.
Das Erste Vatikanische Konzil (1870) verkündet die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn dieser „ex cathedra“ spricht. Jetzt startet der neue Reichs-Kanzler Bismarck den „Kulturkampf“: Staatliche Kontrolle aller kath. Konfessionsschulen, Verbot der Orden, staatliche Bestätigung aller kirchlichen Ernennungen von Geistlichen. Die deutschen Katholiken aber leisten harten Widerstand, gründen eine eigene politische Partei, das „ZENTRUM“, und ziehen 1881 als stärkste Partei in den Reichstag ein. Bismarck muß den „Kulturkampf“ 1878 abbrechen.
Papst sagt JA zur Demokratie
1885 sagt Leo XIII. schließlich sein JA zur Demokratie in der Enzyklika „Immortale DEI“: Beide Institutionen – Kirche und Staat – stammen von GOTT. Der Staat ist immer GOTT und der Lehre der Kirche verpflichtet. GOTT hat zwar keine bestimmte Regierungsform vorgeschrieben – weder Monarchie noch Demokratie – wohl aber die Herzensbindung an den drei-einen GOTT.
Das aber ist die bleibende Herausforderung bis heute. Politik ist immer eine Grat-Wanderung zwischen Sachzwängen, Realpolitik und religiöser Verantwortung. Daher braucht es gerade in unserer Zeit wieder christliche Politiker, die sich dieser Aufgabe bewußt sind. Eine National-Politik, humanistisch oder praktisch-sozial motiviert, reicht nicht.
Der Politiker muß im tiefsten Herzen Christ sein und von GOTT her denken. Jede Entscheidung muß er in stillem Gebet vor den HERR-GOTT tragen – wie der englische Kanzler Thomas Morus († 1534), der lieber auf dem Schafott starb, als die Ehe-Scheidung zu erlauben und die Selbsternennung seines Königs zum „Oberhaupt“ der Anglikanischen Kirche zu tolerieren.
Deutschland braucht überzeugte Christen, die als Politiker für ein Europa nach GOTTES Geboten kämpfen.
Sr.M. Anja
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