Nicht nur Kinder lieben Rituale. Sie geben Halt, spiegeln Ordnung wider und helfen zur Gemeinschaft. Zugleich weisen sie geheimnisvoll über sich hinaus.
Im Wiederholen heiliger Zeichen erfahren wir noch stärker die in ihnen verborgene tiefere Wirklichkeit. Gleich, ob es Kreuzzeichen, Kniebeuge, Verneigung oder gefaltete, aneinander gelegte, zum Himmel zeigende Hände sind – unser Körper betet mit. Auch wenn wir uns an die Brust schlagen, noch inniger: Wenn wir kommunizieren.
Am dichtesten sind solche heiligen Zeichen im Tridentinischen Ritus, jedoch nur dem hartnäckig mit der Gnade Suchenden tiefer zugänglich. Die Fülle an Kniebeugen etwa, jedesmal bevor sich der Priester stärker dem Allerheiligsten nähert! Oder ehrfürchtig aneinander gelegte Spitzen von Daumen und Zeigefinger, damit auch nicht ein Krümel des Allerheiligsten achtlos zu Boden fällt. Symbol reiht sich an Symbol, an die dahinterstehende Wirklichkeit. Allerdings gehört Einfalt dazu, Demut, sich wie ein Kind etwas von der Größe GOTTES buchstabieren zu lassen. Und es braucht viel Geduld.
Alles im Meß-Ritus hat tiefen Sinn: Vom Küssen des Altars, der Golgatha darstellt, vom Küssen des Meßbuches an bis zur „Prozession“ mit dem Meßbuch auf die rechte Altarseite zum Verkünden des Evangeliums.
Wer meint, mit solchen uralten Formen nichts anfangen zu können, leugnet die Kraft des Symbols und verliert ungewollt die dahinterstehende Wirklichkeit. Da wir Menschen aus Fleisch und Blut sind, bedürfen wir auch anschaulicher Symbole. Ihre Verkümmerung schwächt den Glauben.
Pfr. Winfried Pietrek
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