Während des II. Weltkriegs ist die Ukraine von 1941 bis Oktober 1944 von deutschen Truppen besetzt. In den Kämpfen gegen die sowjetische Rote Armee sterben Millionen Menschen.
Inmitten allen Elends aber riskieren zwölf Mutige ihr eigenes Leben, um das Leben eines gerade geborenen Babys zu retten. Unter den Helfern auch der deutsche Major Edmund Rügemeister und seine polnische Haushälterin Irena Gut. Der Major ist in der West-Ukraine eingesetzt, im Gebiet der Stadt Tarnopol. Von einer beschlagnahmten Villa aus hat Rügemeister Kontakt zu Juden im Ghetto der Stadt Tarnopol.Doch im Herzen des Majors schlägt die christliche Nächstenliebe mehr als das brutale Töten des deutschen Nazi-Regimes.
Rettung aus dem Ghetto
Mit Hilfe seiner Haushälterin schmuggelt der Major eine zwölfköpfige Gruppe aus dem Ghetto in den Keller seines Kommando-Quartiers. Ein risikoreiches Unterfangen für alle Beteiligten. Unter ihnen die schwangere Frau Haller. Das kann beim Geburtsschrei des Neugeborenen gefährlich werden, denn es könnte so die Hilfsaktion des Majors scheitern lassen. Schließlich finden sie einen verlassenen, unterirdischen Bunker im Wald, wahrscheinlich von Partisanen gebaut, wo die Schwangere später ihr Kind gebären kann.
Nacht- und Nebel-Aktion
In der Stille der Nacht macht sich die Haushälterin des Majors mit den Zwölf auf den Weg zum rettenden Bunker. Wie aber soll die ganze Gruppe versorgt werden? Doch der Major und seine Haushälterin haben Glück und finden einen ukrainischen Förster, der ihnen hilft, die zwölf versteckten Juden im Bunker mit Lebensmitteln zu versorgen. Das ist gefährlich, denn der Wald wird ständig von Patrouillen durchstreift. Gottlob werden die Zwölf nicht entdeckt. Doch bald werden es Dreizehn sein. Da kommt von neuem die Sorge hoch: „Werden wir während der Geburt von Soldaten entdeckt? Ist es besser, den Säugling, sobald er erreichbar ist, zu töten?“
Die entscheidende Abstimmung
Im Bunker wird abgestimmt: „Soll das Neugeborenen zuvor erstickt werden, damit es die Erwachsenen nicht verrät?“ – Die Gruppe entscheidet: „Entweder bleiben alle am Leben – auch das Baby – , oder alle werden erschossen.“ Bei der Geburt hilft auch der Förster mit allem Notwendigen. Das Baby wird Roman genannt, Roman Haller. Es kommt zwischen dem 7. und 10. Mai 1944 auf die Welt. Nazi-Deutschland ist längst am Verlieren des II. Weltkrieges und überall im Rückzug. So sind es 1944 die Russen, die den Bunker mit dem Baby entdecken und alle Bunker-Insassen freilassen. Roman Haller sagt heute noch: „In meinem Paß steht der 10. Mai als Geburtstag, aber ich feiere jedes Jahr vier Tage lang.“
„Ich bin Bayer und Jude“
Nach Kriegsende gelangen seine Eltern mit ihm nach München und wollen in die USA auswandern. Doch da sie kein Visum erhalten, bleiben sie in München. Dort lebt der 81jährige Roman Haller heute noch. Seine Botschaft: „Ich habe viel Liebe von meinen Eltern erfahren. Ich bin sowohl Bayer als auch Jude.“ Der Verein „Zeugen der Zeitzeugen“ organisiert heute Zeit-Zeugen-Gespräche an Schulen, bei denen sich Haller auch Fragen der Schüler stellt. „Er hat aus Liebe gesprochen“, sagt einer der Klassensprecher. Haller aber betont: „Es geht nicht um mich, sondern um zwei mutige Menschen, ohne die ich heute nicht hier wäre.“
Pfr. Winfried Pietrek
Buch: Gottes starke Töchter. Große Frauen in der Bibel (15 €)