Gertrud Le Forts verschlungener Weg

Sie ist Dichterin und Intellektuelle. Geboren als Protestantin, verliert sie ihr Herz an die katholische Kirche und dichtet die berühmten „Hymnen an die Kirche“. Sie kennt noch die vor-konziliare Kirche mit der missa tridentina und der Tiefe des Mysteriums. 1971 stirbt sie, geschätzt und geliebt nicht nur von Deutschen.

Gertrud von Le Fort ist Deutsche und bekennt: „Talent ist Ge­schenk. Der Dichter bringt von sich selbst aus eigentlich nur das Wissen mit, sich selbst möglich zu vergessen, um in Liebe geöffnet zu sein. Dichtung ist Hingabe der Persönlichkeit.“

Begabt und adlig

1876 wird sie in Minden geboren und wächst in einem frommen, protestantischen Elternhaus auf. Der Vater ist preußischer Oberst.  Gertrud ist schriftstellerisch be­gabt. Ihrer so gern schreibenden Tochter sagt die Mutter: „Kind, dichte, aber belästige niemanden damit.“ So versucht sie sich, 9 Jahre alt, schon an einem Drama. Als sie 20 ist, unternimmt sie ihre erste Auslandsreise. Es geht nach Wien und Italien.

Lebenswende in Rom

1907 begegnet sie Papst Pius X.. Sein Charisma macht einen überwältigenden Eindruck auf die junge Frau und wird zum Meilenstein auf ihrem Weg zum katholischen Glauben. Ab 1908 studiert sie Theologie in Heidelberg, Marburg und Berlin sowie die Fächer Geschichte und Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie. Noch ist es evangelische Theologie, doch der katholische Funken ist bereits im Herzen übergesprungen.

Leitung des Familiengutes

Als der Erste Weltkrieg 1914 ausbricht, kehrt die Familie von Ludwigslust zurück auf das Familien-Gut Boek, wobei ihr jüngerer Bruder nun das Gut erbt. Doch da er 1920 am Kapp-Putsch beteiligt ist, um das neue sozialistisch-demokratische Staatsgebilde zu stürzen, muß er Mecklenburg verlassen, und Gertrud übernimmt die Leitung des Familien-Gutes. 1922 zieht sie um nach Baierbrunn bei München. Der erste selbständige Akt hin zum praktizierten katholischen Glauben ist dies, denn schon damals fühlt sie sich von der katholischen Liturgie magnetisch angezogen.

Hymnen an die Kirche

1924 erklingen dann ihre wunderbaren „Hymnen an die Kirche“. Zwei Jahre später folgt in Rom ihr Eintritt in die katholischen Kirche. Die Dichterin hält unterdessen zahlreiche Vorträge in Deutschland und auf ihren Auslands-Reisen. Vor allem in der Schweiz. Sie befreundet sich mit Edith Stein, Theodor Haeckel, Erich Przywara und hat Kontakt zu Paul Claudel. Ihr Traum ist ein christliches Deutschland mit konservativem Wertesystem, was fundamental mit dem NS-Staat von 1933 kollidiert. Es gleicht einem Wunder, daß sie 1938 ihren Roman „Die Magdeburgische Hochzeit“ publizieren kann. Seit 1950 gibt sie die Zeitschrift „Literarisches Deutschland“ zusammen mit anderen deutschen Schriftstellern heraus. Gertrud von Le Fort gilt heute als eine der bedeutendsten deutschen katholischen Schriftstellerinnen.

Das Schweißtuch der Veronika

Alle ihre Romane und Erzählungen sowie ihre Gedichte behandeln Glaubens-Fragen, eingebettet in die Historie. So z. B. der Roman „Das Schweißtuch der hl. Veronika“. Immer geht es ihr darum, den Leser zu einer persönlichen Glaubens-Entscheidung für JESUS Christus zu bewegen. IHN lieben. In IHM den Heiland erkennen. Die Kirche als Institution ist dabei die erhabene Mittlerin und Ordnungsmacht. Gertrud von Le Fort erklärt in ihren Romanen den Sinn von Leid und Opfer, und möchte dadurch helfen, Licht in den sich ausbreitenden Unglauben des 20. Jahrhunderts zu bringen. Weltbekannt ist ihre Novelle „Märtyrinnen von Compiègne“, die in der Französischen Revolutionszeit spielt und das Schicksal von 16 Karmelitinnen in dramatisch-anschaulicher Weise spannend und religiös-überhöht darstellt.
Bis zu ihrem 95. Lebensjahr darf Gertrud von Le Fort ihr Wirken fortsetzen, ehe sie in den ewigen Frieden heimgeholt wird.
Sr. M. Anja Henkel

Buch: Das Schweißtuch der Veronika (10 €)

Diese Artikel könnten Ihnen ebenfalls gefallen