Die Mutter von Kalkutta

Nur jeder Fünfte der 2,7 Millionen Albaner ist Christ. Dennoch sieht das überwiegend islamische Land Mutter Teresa als seine National-Heilige. Den Tag ihrer Seligsprechung (2003) feiert Albanien, einst die 1. atheistische Nation weltweit, als National-Feiertag. Es verleiht einen Mutter-Teresa-Orden und benennt Tiranas Flughafen nach ihr.

Wiederholt darf ich Mutter Teresa begegnen. Jedes Mal zähle ich sieben Stopf-Flecken auf ihrer alten grauen Jacke über dem Sari. Das Festbankett zum  Friedens-Nobelpreis lehnt sie ab zugunsten ihrer Armen.
Bei ihrer Ansprache in Oslo (1979) erklärt sie: „Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder.“
Und:
„Am meisten leiden Lepra-Kranke darunter, daß man sie nirgendwo haben will.“
Sie darf das sagen, ihre 5000 Schwestern helfen vielerorts Aussätzigen. Einmal erlebe ich, wie Mutter Teresa – während einer Presse-Konferenz – angegriffen wird. Still ist die selbstlose Ordensfrau verschwunden. Ich kann ausfindig machen, daß sie sich zurückgezogen hat, um zu beten.
Da wirft man ihr – auch im Internet – vor, sie habe Spendengelder für die Armen nicht offengelegt und die untersten Schichten nicht im Kampf um Unabhängigkeit unterstützt. Sie selbst aber erklärt: „GOTT hat uns nicht gerufen, um erfolgreich, sondern um gläubig zu sein.“ Wunder für ihre Selig- und Heiligsprechung (2010) werden von Gegnern in den Schmutz gezogen. Mutter Teresa aber steht unermüdlich Sterbenden in den Slums von Kalkutta bei. Tröstet, betet, hilft.

Schon mit 12 weiß sie, daß sie Ordensfrau werden will. 1928 (mit 18) bittet sie um Aufnahme bei den Loreto-Schwestern. 17 Jahre lang ist sie in Schulen tätig, bis sie 1946 den Ärmsten in Indien dient. Zwei Jahre hält der Loreto-Orden sie noch fest, damit sie sich prüfen kann. Dann arbeitet sie allein in den Slums von Kalkutta, bis ehemalige Schülerinnen sich ihr anschließen. Kaum jemand ahnt ihr persönliches Leid: Die große Beterin ist häufig durch Zweifel an der Existenz GOTTES angefochten, wie es auch anderen Heiligen ergangen ist.

Als Mutter Teresa 1997  87jährig stirbt, ist sie 50 Jahre Inderin. Sie erhält ein Staatsbegräbnis. Die Kirche feiert das Gedenken an sie am 5. September.         
Pfr. W. Pietrek

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