Auseinandersetzungen um den Tempelberg im Herzen Jerusalems eskalieren 2017: Zeitweise wird der Tempelberg für Männer unter 50 gesperrt.
Israel ist als Demokratie ein moderner Staat, kulturell aber ein Pulverfaß. Mehr als 800.000 Menschen leben in der Hauptstadt, 300.000 von ihnen sind Muslime. Vier große Viertel beheimaten unterschiedliche Nationalitäten, Kulturen, Religionen: Der Osten ist von Muslimen dominiert, grenzt an den jüdischen Teil, im Westen vorwiegend die Häuser von Christen und Armeniern. Der zur Zeit umkämpfte Teil ist der Tempelberg mit der jüdischen Klagemauer und dem muslimischen Felsen-„Dom“ und der Al-Aqsa-Moschee. Heute liegt der Tempelberg im Viertel der Muslime, ist aber seinem historischen Ursprung nach der Ort des Jüdischen Tempels (mit der Bundeslade des AT), gebaut unter König Salomo.
Ursache der Krawalle
In der Altstadt leben Christen, Juden und Moslems eng zusammen. Die Grabes- bzw. Auferstehungs-Kirche der Christen ist im christlichen Stadtteil. Ziel der Muslime ist es, Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres Staates (Palästina) zu erklären, am besten gleich ganz Jerusalem. Die Regierung Israels lehnt dieses Ansinnen naturgemäß ab. Krawalle gibt es daher nicht nur um den Tempelberg und die Nutzung der islamischen Heiligtümer, sondern sie flackern seit der Gründung des Staates Israel (1948) in der ganzen Stadt immer wieder auf.
Streitpunkt „Klagemauer“
Diese Überreste des 70 n. CHR. zerstörten jüdischen Tempels sind bis heute eine Stützmauer und bilden den Rest der alten Tempel-Anlage, wo nach jüdischem Glauben JAHWE noch immer anwesend ist und angebetet wird. Alle Männer, die zum Gebet kommen, müssen nach jüdischem Brauch eine Kippa – ein kleines Käppchen – aufsetzen. Das AT berichtet vom Bau des ersten jüdischen Tempels unter Salomo (957 v. CHR.). Hier wurde die Bundeslade untergebracht und jährlich einmal pilgerten die Juden zum Tempelberg. Ausbauten des Tempels finden nach dem Babylonischen Exil (520 v. CHR.) und unter König Herodes und seinen Söhnen statt (20 v. CHR. bis 64 n. CHR.). Im Jahr 70 n. CHR. erobert der römische Feldherr Titus Jerusalem und zerstört das Heiligtum der Juden. JESUS selbst hatte nach Seinen Tränen über Jerusalem dessen Zerstörung vorausgesagt.
Islamisierung des Tempelbergs
Seit der Ausbreitung des Islam im 7./8. Jhd. wird der Tempelberg neu bebaut mit dem heutigen Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee. Auf dem Achteck des „Doms“ sitzt eine Gold-Kuppel. Unter ihr ein 17 m langer Felsen von dem aus – so der Glaube der Muslime – Mohammed mit seinem Pferd in den Himmel aufgestiegen ist. Genau dort, wo die Juden das Allerheiligste – die Bundeslade – im früheren jüdischen Tempel aufbewahrt und verehrt hatten. Der im 9./10. Jhd. errichtete Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee sind nach Mekka und Medina die drittwichtigsten Kultstätten der Muslime. Alle christlichen Kirchen, die auf dem Tempelberg standen – einer Fläche, die sechsmal so groß ist wie der Petersplatz in Rom – wurden bereits 638 n. CHR. zerstört, als die Muslime Jerusalem eroberten.
Sr. M. Anja