Zwölf Jahre nur ist die Fürsten-Tochter Hedwig im bayerischen Andechs alt, als sie 1186 auf Wunsch ihrer Eltern ins slawische Land reist, um den Piasten-Herzog Heinrich I. zu heiraten und den christlichen Glauben nach Schlesien zu bringen.
Hedwig trägt stets ein kleines Marien-Bildnis aus Elfenbein mit sich und segnet mit ihm. Mit der linken Hand, welche 69 Jahre später – nach ihrem Heimgang – unverwest geblieben ist. Von ihren sieben Kindern – das erste bekommt sie, 13 Jahre alt – sterben sechs vor ihr. Entsetzt sieht die junge Herzogin von Schlesien das Elend der Leibeigenen. Doch Herzog Heinrich läßt ihr großherzig freie Hand, den Armen zu helfen. Deutsche Bauern ruft sie ins Land, aber auch Dominikaner, Franziskaner und Augustiner. Nördlich von Breslau, in Trebnitz, gründet sie ein Kloster der Zisterzienserinnen, im Alter ihr eigener Zufluchtsort, obwohl sie selbst die ewigen Gelübde dort nicht ablegt. Stets bleibt sie die von allen ihren Landeskindern geliebte gütige Landes-Mutter.
Fürstin inmitten von Leid
Die Landesfürstin lebt spartanisch, auch bei Hofe. Manchmal ist sie mit Schuhen ohne Sohle unterwegs, was jedoch bemerkt wird, so daß der Volksmund von „Hedwigssohlen“ spricht. Sie kauft Schuldgefangene frei, beschafft Wäsche für Häftlinge, nimmt Waisenkinder auf, errichtet das erste Leprosarium. Zugleich macht die Fürstin viel Leid durch. Ihre Schwester Gertrud, Königin von Ungarn, wird 1213 ermordet. Ihre Schwester Agnes, Königin in Frankreich, wird wegen der Ungültigkeit ihrer Ehe verstoßen. Zwei ihrer Brüder gelten als Mitwisser eines Königsmords und werden 1208 geächtet, Burg Andechs wird zerstört. Der alte Vater stirbt vor Kummer. Ihre Nichte Elisabeth von Thüringen wird von der Wartburg verstoßen. Ihr Sohn Konrad, der Empörer, bricht sich auf der Jagd das Genick. Ihr Gemahl Heinrich I. wird 1227 vom Herzog von Pommern überfallen und halbtot nach Breslau gebracht. Später wird er während einer Meßfeier durch Konrad von Masowien schwer verwundet – da eilt sie selbst ins feindliche Lager, und es gelingt ihr, ihren Mann freizubekommen (†1238). 1241 verwüsten die Mongolen Schlesien. Bei Wahlstatt/Liegnitz stellt sich Heinrich II., ihr Lieblingssohn, den Tataren. Auf dem Schlachtfeld entdeckt Mutter Hedwig den enthaupteten Leichnam ihres Sohnes, den sie an den 6 Zehen des linken Fußes erkennt.
Heilige der Nächsten-Liebe
Der Leichnam der 1243 Verstorbenen liegt in der Klosterkirche von Trebnitz bestattet. Schon 1267 wird Hedwig heiliggesprochen,. Berlin, Schlesien, Polen, Krakau und Trebnitz verehren St. Hedwig als Schutzpatronin. Die Kirche feiert das St. Hedwigs-Fest am 16. Oktober.
Sr. Maria Anja
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