„Du bist ja verrückt!“ sagen die Apostel zu dem Mann, der aufgeregt berichtet: „Ich habe aber keinen Leichnam in Jesu Grab gefunden!“
Einer der aufgeschreckten Zuhörer: „Das müssen die Behörden gewesen sein, um keinen Pilger-Ort entstehen zu lassen.“ – Ein anderer: „Sie wollen Ihn noch im Tode entehren! Deshalb ist ja normalerweise verboten, Gekreuzigte zu beerdigen.“ Der anwesende Apostel Johannes schweigt. Andere fordern ihn auf: „Sag uns, wie du die Lage einschätzt!“ Doch er antwortet nur: „Bleibt ruhig! Bleibt im Haus, um kein Aufsehen zu erregen!
Petrus und ich gehen jetzt zum Grab, zumal uns Frauen schon Ähnliches erzählt haben. Und betet! GOTT läßt nicht zu, daß mit dem toten Leib Seines Sohnes Frevel getrieben wird.“ – So könnte es damals in Jerusalem gewesen sein. Was sagt das Evangelium? Die Versammelten ziehen sich wieder ins Schweigen zurück. Mühsam beten sie ihre Erregung nieder. Draußen aber laufen Petrus und Johannes immer schneller, ja rennen. Johannes, sonst so zurückhaltend – er stürmt drauflos und läßt den älteren Petrus hinter sich zurück. „Hin zu JESUS!“ Dieser Gedanke beherrscht den Lieblingsjünger völlig, während Petrus schnauft, halb außer Atem.
Erst als Johannes vor dem Grab ankommt, bemerkt er, wie weit er den Mitapostel hinter sich gelassen hat. Nun wartet er, doppelt geduldig, ohne in die offene Grabkammer hineinzugehen. Tatsächlich ist das Siegel des Hohen Rates aufgebrochen und der schwere Verschlußstein zur Seite gerollt. Die Wachen sind verschwunden, denn ihnen droht die Todesstrafe. Die Zeit, bis Petrus eintrifft, wird Johannes unendlich lang. Weil er nach JESUS verlangt, beugt er sich jedoch vor und sieht plötzlich: Da liegen je die Leinenbinden des Toten! Es muß etwas mit dem Leichnam geschehen sein! Johannes muß sich stark beherrschen, um zu warten. Endlich kommt Petrus! Er stürmt gleich weiter in die Vorkammer des Grabes. Auch Petrus sieht: Da die Leinenbinden! Daneben, zusammengebunden, das Schweißtuch vom Kopf JESU. Doch es liegt gesondert da, nicht, als hätte es ein Grabräuber weggeschleudert. Ohne alle Hast ist es ordentlich gefaltet. Warum? „Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein“ (Joh 20,8). Und dann der entscheidende Satz, der den Petrus ausspart: „Er sah und glaubte“. Woran? An die Auferstehung JESU. An Seine Gottheit. Eine Begründung liefert Johannes nach: „Denn sie wußten noch nicht aus der Schrift, daß ER von den Toten auferstehen mußte.“
Pfr. Winfried Pietrek
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