Draußen geboren. Heimatlos. Der kleine Jeschu schläft. Seine Geburt hat ihn erschöpft. Auch Maria selbst und Joseph sind nach all den Strapazen des Weges und der Herbergs-Suche ein wenig eingenickt. Da fällt das Licht einer Öllampe in ihre Zufluchts-Ruine.
Stimmen werden laut. „Hier muß es sein“, sagt einer halb außer Atem. Schon kommt sein Kopf zum Vorschein. Sofort sind Maria und Joseph hellwach. „Verzeiht, daß wir nachts stören“, sagt der Mann, hinter dem Begleiter auftauchen. „Wir mußten kommen. Ein ‘Mann GOTTES’ ist uns erschienen und schickt uns zu euch. Wir erzählen gleich alles. Erlaubt uns zuvor, niederzufallen und das Messias-Kind anzubeten.“ Alle Besucher werfen sich auf die Knie, schauen Jeschu voll Freude an und beten mit schlichten Worten.
Warten seit 1.800 Jahren
Ihr Wortführer erzählt, unterbrochen und ergänzt von seinen Gefährten: „Wir halten Nachtwache außerhalb von Bethlehem, draußen auf den Weideflächen bei unserer Herde. Da umleuchtet uns plötzlich ein Glanz. Erst sind wir verwirrt, doch schnell kommt unsere Ahnung: ´Das könnte ein Engel sein!’ Von denen wissen wir sonst nicht viel, da wir wegen unserer Arbeit kaum in die Synagoge gehen können. Meist sind wir auch zu dreckig. Wir haben also fast nie von Engeln gehört. Doch die Lichtgestalt jetzt fordert uns auf: ‘Fürchtet euch nicht!’. Feige sind wir zwar nicht, aber bei so einem Glanz, da kann einem schon das Sausen kommen! Doch die Erscheinung verkündet weiter: ‘Eine große Freude verkünde ich euch allen. In Bethlehem, in der Königsstadt Davids, da ist euch der HEILAND geboren, der MESSIAS. Israel erwartet ihn ja schon seit Abraham, seit 1.800 Jahren. Das Zeichen für euch, daß ER, der Retter der Welt, richtig Mensch geworden ist: Das Kind ist in notwendige Windeln gewickelt. Es liegt in einer Futterkrippe, weil GOTT sich selbst durch den MESSIAS zur Nahrung geben will. Ein anderer ergänzt: „Dann kamen aber noch viel mehr Engel, ein ganzes Heer. Vor Freude singen sie laut: ‘Ehre sei GOTT in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind, in Seinem Wohlgefallen.’ So sind wir – bis auf eine Not-Wache der Alten gegen Wölfe und Schakale – hierhergeeilt, um das Kindlein zu sehen und dem Engel zu gehorchen und auch, um euch das zu erzählen.“
Nachbarn kommen mit
Zuerst haben die Hirten bei ihnen nach dem Messias-Kind gesucht. Alle Anwesenden staunen über das, was die Besucher erzählen. Für Maria und Joseph in dieser Armseligkeit eine wunderbare Bestätigung! Jedes Wort merkt sich die junge Mutter. Sie weiß: Noch oft wird sie danach gefragt werden. Und über aller Armut liegt ein heimlicher Glanz.
Pfr. Winfried Pietrek
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