Heilige sind heute nicht so selten, wie mancher glaubt. Man muß nur Augen dafür haben. Heiligkeit ist das Erstarken der Liebe über alles Maß hinaus, Liebe zu Gott und den Menschen. Heilige sind Extremisten der Liebe.
Mancher meint vielleicht, daß es mehr heilige Frauen als Männer gebe. Doch das ist ein Irrtum. Männer lieben nicht weniger als Frauen. Aber sie lieben anders. Gott ist die Liebe, sagt der heilige Johannes. Und die Heiligen sind Ihm ähnlicher als alle anderen Menschen. Weil der Heilige am Schicksal aller Menschen Anteil nimmt, ist er ein Mensch der Empathie: Er lacht mit den Lachenden und weint mit den Weinenden. Das aber macht sein Herz groß und weit und sein Leben zu einem Abenteuer. Liebe schließt Kampf nicht aus, im Gegenteil. Liebe ohne Kampf ist nicht möglich. Wer liebt, der kämpft auch. Das gilt für die natürliche wie für die über-natürliche Liebe. Jesuiten- und Dominikaner-Orden sind ausdrücklich für den Kampf um die Rettung der Seelen gegründet worden.
Das direkte Gegenteil der Heiligen sind die Dämonen. Sie lieben nicht nur nicht, sie können nicht lieben, nicht einmal sich selbst. Wenn sie aber hassen, dann hassen sie sich zuerst, dann die Genossen, Gott und die Menschen.
Ja, es gibt sie noch, die Heiligen, wie z. B. Mutter Teresa. Auch ist heute die größte Christen-Verfolgung aller Zeiten durch den Islam, den Todfeind der Christen. Der Islam hat mehr heilige Martyrer geschaffen als der Kommunismus oder jede andere Christen-Verfolgung. Die meisten Heiligen sind aber die Heiligen des Alltags, deren Zahl und Namen keiner kennt: Die Stillen im Lande, die Freude der Engel und ein Segen für die ganze Welt.
Werner J. Mertensacker
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