2018 ist das 60. Todesjahr von Papst Pius XII. Schon 1945 notiert der jüdische Oberrabiner Zolli, Rom, in sein Tagebuch: „Kein Held der Geschichte hat ein tapfereres und stärker bekämpftes Heer angeführt als Pius XII. im Namen der christlichen Nächstenliebe.“
Als Papst leitet Pius XII. die Kirche zwischen 1939 und 1958, ist damit Zeitzeuge des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs und des totalen Zusammenbruchs des Nazi-Regims 1945. Kirchlich fällt seine Amtszeit in die Epoche des modernistischen Aufbruchs vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), wobei Pius XII. als letzter Papst der Tradition in die Geschichte eingeht. 700.000 Juden rettet er im 2. Weltkrieg das Leben, indem er sie in Klöstern unterbringt, damit sie nicht in NS-Vernichtungslager deportiert werden. Der Papst läßt verfolgten Juden Diplomaten-Pässe ausstellen und bekleidet sie notfalls mit Vatikan-Uniformen. 200 Juden rettet er 1943 durch große Zahlungen von Gold. Pius XII. hält es für klüger, das Leben der Menschen auf diese Weise zu bewahren, als durch öffentliche Kritik am Diktator-Regime Hitlers Öl ins Feuer zu gießen. Diese Zurückhaltung bringt ihm bis heute Kritik, doch wieviel mehr Dank seitens der Geretteten.
Steile Karriere
Eugenio Pacelli, so der Geburtsname von Pius XII., lebt in Rom und promoviert neben seiner Priesterweihe zum Dr. theol., Dr. phil. und Dr. iur. can. Mit nur 38 Jahren wird er von Benedikt XV. 1917 zum Vatikan-Vertreter in Deutschland – mit Sitz in München und Berlin – berufen. Der Tag seiner Bischofs-Weihe fällt auf den ersten Erscheinungstag von Fatima. Selbst hoch gebildet, nimmt er die Deutschen als großes Kulturvolk wahr und ist bestrebt, besonders die Jugend für CHRISTUS zu begeistern. Den Versailler Vertrag, der den Ersten Weltkrieg beendete und Deutschland die Alleinschuld zuwies, sieht er als ungerechte Strafmaßnahme der Siegermächte Frankreich, England und USA. Als römischer Nuntius und Diplomat befürwortet er die Weimarer Koalition von u.a. SPD und ZENTRUM in den 1920er Jahren. 1929 wird Pacelli Kardinal und 1930 Staatssekretär mit den Kompetenzen eines „päpstlichen Außenministers“. Der Vielsprachige unternimmt zahlreiche diplomatische Weltreisen im Auftrag von Pius XI. (1922-1939). 1933 handelt Pacelli das Konkordat mit Deutschland aus, welches die freie Religionsausübung sichert – auch wenn es später von Hitler unterlaufen und ausgehebelt wird. Mit 63 wird Pacelli 1939 zum Papst gewählt: Die Friedenstaube mit Ölzweig wählt er für sein Wappen. Sein Leitspruch: „Durch Gerechtigkeit zum Frieden“.
Ein heiliger Papst?
Rom erklärt 2014, daß der Seligsprechungs-Prozeß für Pius XII. nicht vorankommt, weil es am Nachweis eines Wunders fehlt. Es fehlt also an Betern, die in äußerster Not den Pacelli-Papst als Fürbitter bei GOTT anrufen und daraufhin erhört und geheilt werden. Die Stärke von Pius XII.: Diplomatie und Theologie. 1950 erklärt er die leibliche Aufnahme Marias zum Dogma. 1955 beharrt er darauf, daß liturgische Texte unveränderbar sind, auch bei Neuauflagen. Daneben die berühmten Weltrundschreiben „Mystici Corporis“ (1943) und „Humani Generis“ (1950). Berührte Pius X. († 1914) die Herzen durch seine tiefe Frömmigkeit und Seelsorgetiefe, so besticht Pius XII. durch seinen Intellekt und politische Klugheit.
Sr. Maria Anja