Friedens-Papst mit Gegenwind

Vor 100 Jahren richtet Benedikt XV. einen glühenden Friedensappell an alle kriegsführenden Mächte: Giftgas-Einsatz in Ypern, Flandernschlacht und Stellungskrieg toben derzeit an der West-Front.

Soll die zivilisierte Welt nur noch ein Leichenfeld sein?“ fragt der Papst in seiner Friedensnote. Stoppt den „allgemeinen Wahnsinn“, der das „ruhmreiche und blühende Europa“ vernichten wird! Benedikt XV. ist unparteiisch, aber der innere und äußere Frieden muß wiederhergestellt werden. 1914 hat der Erste Weltkrieg begonnen, als der neue Papst den Stuhl Petri einnimmt. Sein Vorgänger, Pius X. ist kurz vor Kriegsbeginn an gebrochenem Herzen gestorben, da er die Greuel voraussieht. Inzwischen hat sich der europäische Krieg zum Weltkrieg ausgeweitet. Mehrere Friedens-Appelle Benedikts treffen auf taube Ohren. In der offiziellen Note vom 1. August 1917 macht er jetzt konkrete Friedens-Vorschläge: Wiederherstellung der Vorkriegswelt durch Rückgabe aller besetzten Gebiete, Räumung Belgiens durch die Deutschen, Rückgabe der deutschen Kolonien, Verzicht auf Reparationen, ein internationales Schiedsgericht für die Elsaß-Lothringen-Frage. Aber die Friedens-Initiative bleibt ungehört: „Sieg-Frieden!“ ist das Ziel aller Kriegsparteien. Ein Fiasko: Kaum ein Land schickt ein Antwortschreiben zum Vatikan. Deutschland beteuert seine „Friedensbereitschaft“, schlägt aber keine konkreten Schritte vor. Damit ist der Papst als Friedens-Vermittler gescheitert, von jedem der beiden Mächtblöcke diffamiert als der „Papst der Gegner“, dem ein Komplott mit dem Gegner unterstellt wird.

Die deutsche Oberste Heeresleitung unter Ludendorff spricht abfällig vom „Franzosen-Papst“, die deutsche Bischofskonferenz warnt im Hirtenbrief vom 1. November 1917 vor einem Friedensschluß, denn dieser sei „ein Judaslohn für den Treubruch und Verrat am Kaiser.“ Der Erste Weltkrieg endet ohne die Beteiligung von päpstlichen Gesandten an den Friedensverhandlungen in Versailles (1919). Benedikt XV. stirbt 1922 als tragischer Friedens­papst: ungehört, aber langfristig weichenstellend für seine Nachfolger im Papst-Amt. Abrüstung und Ächtung des Krieges sind ständiger Appell an die Welt-Mächte, formuliert von jedem der Päpste des 20. Jahrhunderts. Benedikt XVI. (2005-2013) wählt seinen Namen, um an die Friedens-Gesinnung seines Vorgängers im Ersten Weltkrieg zu erinnern. GOTTES-Frieden der Seelen und äußerer Frieden in den Ländern dieser Welt gehören zusammen: Seit dem ersten von JESUS eingesetzten Papst Simon Petrus.
Sr. Maria Anja

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