Offener Brief an H.H. Metropoliten Kyrill I., Moskau
Existiert ein heiliger Krieg?
Hochwürdiger Herr Patriarch Kyrill I.,
kürzlich fühlten Sie sich verletzt, als der Papst Sie bei einem Telefonat, etwas flapsig aufforderte, nicht „Meßdiener von Präsident Putin“ zu werden.
Doch Sie decken als Haupt der russischen Staatskirche den Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Ziel der „Rückeroberung russischer Erde“, der gegen das Völkerrecht verstößt, da die Ukraine ein souveränder Staat ist.
Ihr nationalistisch-historisches Geschichtsbild schadet der Welt-Orthodoxie. Daß Widerspruch gegen den russischen Präsidenten für die russische Orthodoxie nicht leicht ist, da der Heilige Synod spätestens seit Peter d.Gr. als rechter Arm des Zaren bzw. Präsidenten fungiert, liegt auf der Hand.
Dennoch sind Sie als Kleriker zuerst GOTT verantwortlich. Der Segen der Handauflegungen mit anderen Bischöfen bei jeder Bischofsweihe seit der Apostelzeit kann nie zerstört werden. Aber ein heiliger Krieg existiert nicht vor GOTT, wenn es um innerweltliche Machtpolitik geht. Und dies ist der Fall im Ukraine-Krieg.
An einem einzigen Sonntag im Mai 2022 haben bereits 21 ukrainische Gemeinden Ihr Patriarchat verlassen und sich dem ukrainischen Patriarchat unterstellt. Bitte geben Sie GOTT, was GOTTES ist, und dem Zaren nur das, was des Zaren ist,
die KURIER-Redaktion
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