Herodes mordet noch immer. Ja, er hat sich in unvorstellbarem Maß vermehrt und ist zu einer weltweiten Armee geworden.
Damals in Bethlehem waren es vielleicht drei Dutzend Kinder, die vom Mord-Kommando des Herodes in Stücke gehauen wurden und ein paar Mütter gleich mit. Heute sind es Millionen und Abermillionen, die schon vor der Geburt im Mutterleib getötet werden. Ein starker Unterdruck zerreißt sie, und der Schlauch saugt die Stücke ab. Das geschieht im Krankenhaus, und die Krankenkasse bezahlt es. Als ob das Kind eine Krankheit wäre! Die meisten Kinder werden aber schon durch die Pille getötet im frühesten Stadium ihrer Existenz.
Welche Männer mögen zur Einsatz-Gruppe des Herodes gehört haben? Wahrscheinlich selbst Ehemänner und Väter. Heute sind es studierte und geachtete Männer, die ihren Namen mit einem Dr. med. schmücken und auch selbst Väter sein dürften. Viele von ihnen tun nichts anderes, als Kinder zu töten, tagaus, tagein. Was für ein Leben! Manche bringen es dabei auf mehr als 100.000! So qualifiziert man sich für die Hölle. Zu den Tätern im weitesten Sinn gehören aber auch alle, die bei einer Wahl ihr Kreuzchen hinter einer Abtreiber-Partei machen. Auch sie werden einmal Rechenschaft darüber ablegen müssen.
Nur Matthäus (2,16) berichtet vom Kindermord damals. Der jüdische Geschichts-Schreiber Flavius Josephus schweigt darüber. Vielleicht hat er nichts davon gewußt, möglicherweise aber wegen der „Geringfügigkeit“ nicht erwähnt. Der verbrecherische Charakter des Herodes aber macht den Kindermord hoch wahrscheinlich. Schon sofort nach seiner Thronbesteigung läßt er 45 Gegner umbringen. Später auch drei seiner Söhne, die er für mögliche Rivalen hält. Nach seinem Tod sollten sämtliche Vornehme des Landes getötet werden, um die Totenklage zu vergrößern. Dazu ist es dann aber nicht gekommen. Warum befiehlt der König den Kindermord? Er hatte erfahren, daß in Bethlehem ein neuer König der Juden geboren sein sollte. Da er aber nicht wußte, wo und wer der war, läßt er alle Jungen unter zwei Jahren erschlagen. Dann mußte der Gesuchte darunter sein. Doch der war schon nicht mehr am Ort. Die Kirche gedenkt der Unschuldigen Kinder von damals und heute am 28. Dezember.
Werner J. Mertensacker