Im Menschenleben existieren Augenblicke, die einmalig sind: Ein Natur-Erlebnis, einen Menschen erleben, eine Musik hören, ein Wort, das bis ins Herz trifft. Auch Tage und Stunden sind manchmal einmalig – auch wenn viele achtlos solche Augenblicke der Gnade verstreichen lassen.
Etwa die großen Stunden der Christenheit, ihre hohen Feiertage, die mit CHRISTUS erlebt sein wollen. Zuerst müssen der Wunsch und der Wille dazu dasein. Denn in solchen Gnadenstunden wird besonders viel Liebe angeboten. Der allgegenwärtige GOTT-Mensch erlebt schon vor 2.000 Jahren, wenn wir IHN nicht alleinlassen, sondern in schwierigen und seligen Stunden mitleiden und uns mitfreuen.
Nehmen wir die Evangelien zu Hilfe. Stellen wir uns z.B. vor, wie Maria und Joseph eine Woche lang in einer Reisegruppe nach Bethlehem unterwegs sind über Stock und Stein. Ziehen wir inmitten unserer Arbeit mit ihnen mit. Erleben wir die Schwierigkeiten, die Maria jeden Abend in einer Herberge hat, weil Schwangere damals – zu deren Schutz – für „unrein“ galten. Nehmen wir die Beschwerlichkeiten der heiligen Familie mit in unseren Alltag. Wie beide trotz des mühsamen Weges über die vielen alttestamentlichen Bibelstellen und Psalmverse nachdenken, die auf den kommenden Erlöser hinweisen. Beide wissen vom Geburtsort : „Du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas. Denn aus dir soll hervorgehen, der Mein Volk regieren soll“ ( Mt 2,6 ). Wenn JESUS die auf ewig wichtigste Persönlichkeit in unserem Leben werden soll, dürfen wir an Seinen großen Tagen und Stunden keinem zweitrangigen „Programm“ den Vorzug geben.
Gründonnerstag und Karfreitag kommt es auf jede Stunde an, bis der Ablauf der Liebes-Leiden JESU sich tief unseren Herzen eingeprägt hat. Meditieren nennen wir das, JESU Leben „verkosten“, uns mit IHM zur Nachfolge vereinigen. Dabei lernen wir über den äußeren Sinngehalt der Bibel hinaus, der unverkürzt stehenbleibt, den tieferen kennen. Vielleicht hilft uns eine Synopse, in welcher die Evangelien mit Parallelstellen nebeneinander abgedruckt sind (Kath. Bibelwerk, Stuttgart). All das entfaltet seinen Segen aber nur, wenn wir unsere Hand in der Hand der manchmal schwer verständlichen Mutter Kirche lassen. „Der kann GOTT nicht zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat“, bekräftigt Bischof Augustinus. Pfr. Winfried Pietrek
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