Bei fast allen Verbrechen wird die Schuldfrage hin- und hergeschoben. Vor allem beim Justizmord an JESUS.
Der Hohe Rat läßt ihn verhaften. Eine Menge seiner Sympathisanten, wahrscheinlich auch bezahlte Mitläufer, schreien vor Pilatus: „Kreuzige ihn!“ (Lk 23,23). Von den 4 oder 5 Millionen Juden damals ist das nur eine winzige Minderheit. Die allermeisten im Volk, die Wohltaten von ihrem Landsmann erhalten haben und ihm vertrauen, wissen nichts von dem plötzlichen Prozeß und der Verurteilung. Selbst der Hohe Rat hat Angst vor den Römern: „Nur nicht am Festtag kreuzigen, damit kein Aufruhr im Volk entsteht“ (Mt 26,5). JESUS stellt vor Pilatus klar: „Der Mich dir überliefert hat, trägt größere Schuld“ (Joh 19,8). Vom Kreuz herab betet ER: „Vater, verzeih ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Der christliche Glaube zeigt, daß JESUS sich freiwillig zum Sterben ausliefert: Unsere Sünden verursachen Seine Hingabe aus rettender Liebe. Wir alle sind also die Kreuziger, indem wir uns zum Werkzeug des Bösen machen lassen.
Günter Annen