Thomas von Aquin und der „Gerechte Krieg“

Nachdem Rußland im Herbst 2025 mehrfach den NATO-Luftraum durch Drohnen über der Ostsee, dem Baltikum und Dänemark verletzt hatte und die NATO ihre Selbstverteidigung erwog, erklärte der russische Botschafter Alexej Meschkow am 29.9.2025 in Paris: „Dann gibt es Krieg!“

Das wirft die Frage auf, was die christliche Moral‐Lehre zu Frage des „Gerechten Krieges“ (bellum justum) sagt. In seiner Summa Theologica lehrt der bis heute größte katholische Kirchenlehrer, Professor und Priester im Do minikaner‐Orden Thomas von Aquin (†1274), daß es drei Kriterien für einen gerechten Krieg gibt. Erstens muß ein gerechter Grund (iusta causa) vorliegen. Der Krieg muß demnach durch eine von einer Partei begangene Ungerechtigkeit ausgelöst worden sein. Dann ist ein Verteidigungs‐Krieg moralisch und theologisch erlaubt. Zweitens: Der Verteidigungs‐Krieg muß durch einen legitimen Herrscher (auctoritas principis) geführt werden, also ein rechtmäßiges Staatsoberhaupt. Drittens: Er muß mit einer aufrichtigen Absicht (recta intentio) geführt werden. Das Motiv darf nie Rache oder der Wunsch auf Zerstörung sein, sondern der sich Verteidigende muß die Ab sicht haben, das Böse abzuwenden und eine friedliche Ordnung wiederherzustellen. Soweit Thomas von Aquin.

Und was sagt JESUS selbst zur Selbstverteidigung? „Wenn dich einer auf die eine Backe schlägt, halte ihm auch die andere hin.“ (Mt 5, 39) Anstatt Vergeltung zu üben, soll man das „Böse mit dem Guten überwinden“ (Römer 12, 21). Liebe statt Haß. Vergebung statt Gewalt. Doch JESUS selbst fragt auch in einem seiner Gleichnisse: „Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er wachen und nicht zulassen, daß in sein Haus eingebrochen wird.“ (Mt 24, 42)

Und in Seinem ungerechten Verurteilungs‐Prozeß in Jerusalem antwortet er dem Diener des Hohenpriesters: „Wenn ich Böses getan habe, weise es mir nach. Wenn nicht, warum schlägst du mich?“ (Joh 18, 23) ER macht auf seine Unschuld aufmerksam und stellt dem Angreifer seine Schuld vor Augen. Dabei aber ohne Rache im Herzen, sondern im Gebet für das Seelenheil des Angreifers. Feindesliebe meint die Sorge um das Seelenheil des anderen, der sich durch einen gewaltsamen Rechtsbruch vor GOTT und den Menschen schuldig gemacht hat. Für ihn müssen wir beten und sühnen. Doch unser Haus, unser Land und Eigentum sind wir nicht verpflichtet, freiwillig zu übergeben, wenn wir wissen, daß – wie in unserem Falle Rußland – seit 1917 Millionen Priester, Ordensleute und Zivilpersonen ermorden ließ oder in Straflager schickte, weil sie die Gottlosigkeit der russischen Regierung angeprangert hatten.

Sr. M. Anja Henkel
CM‐Antiquariat: Archipel Gulag (15 €)

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